Rudern in Deutschlands Süden
Wieder einmal war es soweit – das Freundschaftswanderrudern mit den Hildesheimern. Zum 36. Mal trafen sich über Himmelfahrt Ruderinnen und Ruderer aus den beiden befreundeten Vereinen RC Hildesheim und ÜRC, um gemeinsam die Gewässer unsicher zu machen.
Dieses Mal war der ÜRC wieder an der Reihe eine mehrtägige Wanderfahrt zu organisieren. Da Rolf Hospach, unser bisheriger Wanderruderwart, letzten Sommer verstorben ist, und wir wenig Flusserfahrung haben, entschieden wir uns für eine Fahrt auf Bodensee und Rhein. Roswitha und Gabriele übernahmen die Organisation und nahmen am Mittwochabend 5 Gäste, das sind 4 Hildesheimer und ein Arboner, in Empfang.
Von ÜRC Seite bestand erfreulicherweise großes Interesse an der Wanderfahrt, 9 Ruderinnen und Ruderer hatten sich fest angemeldet, der 10. Platz wurde wechselnd besetzt.
Gleich am ersten Abend konnten die Hildesheimer „Kanalruderer“ miterleben, dass das Wetter und vor allem der Wind eine große Rolle bei uns am See spielen. Die Sturmwarnung blinkte. Anstatt mit dem Boot ging es mit dem Auto zum gemeinsamen Abendessen und Kennenlernen nach Sipplingen. Dafür hatten wir an den anderen Tagen Glück mit dem Wetter.
Am 29.05.stand die erste von drei Touren an; wir umrundeten den kompletten Überlinger See, also vorbei an der Barockkirche Birnau, Pfahlbauten, Insel Mainau, Dingelsdorf, mit Vesperpause in Bodman, weiter über Ludwigshafen, Sipplingen zum ÜRC. Immer wieder mussten wir anhalten und eine kleine Fotopause einlegen. Mit 38 geruderten km, Pizza von Ali und einem leckeren Salat- und Nachtischbüfett beendeten wir den ersten Wanderrudertag. Zur Freude aller gesellten sich noch „alte Hasen“ dazu und berichteten über die Anfänge der Ruderfreundschaft mit den Hildesheimern. Und zu guter Letzt kam unser Vorstand Lars vorbei, um die Gäste willkommen zu heißen. Eine schöne Geste.
Am zweiten Tag stand die Tour Überlingen – Radolfzell auf dem Plan. Bei gleicher Bootseinteilung ging es in fröhlicher Runde am Morgen bei glattem Wasser los. Zuerst über den See, dann zur Mainau und natürlich durfte ein Blick auf die Blumentreppe nicht fehlen. Vorbei an Staad, dem Konstanzer Fährehafen, in den Konstanzer Trichter. Die Hildesheimer waren fasziniert von der Weite der Bodenseelandschaft mit Blick auf die Berge. Der Säntis präsentierte sich von seiner besten Seite. Uns ÜRClern wurde wieder einmal im wahrsten Sinne des Wortes vor Augen geführt in welch privilegiertem Ruderrevier wir unserem Sport frönen dürfen.
Unter der Rheinbrücke kam dann die erste Überraschung. Hohe Wellen schlugen uns entgegen, gegen die Fließrichtung des Rheins, und füllten unsere Boote ordentlich mit Wasser. Turbulenzen, mit denen wir nicht gerechnet hatten. Kurz nach Konstanz legten wir am Strandbad in Tägerwilen in der Schweiz eine Vesperpause ein. Weiter ging es zur Linken an Gottlieben, zur Rechten am Naturschutzgebiet Wollmatinger Ried vorbei, dann links an der Insel Reichenau vorbei auf die Mettnau und Radolfzell zu. Der Tag wurde immer wärmer. Bald sollten wir diese Etappe geschafft haben. Da hörten wir auf einmal Trompeten- bzw. Hornklänge über den Untersee tönen. Die Melodie war unverkennbar überlingerisch. Da musste ein Überlinger Bläser am Werk sein. Und wer stand am Ufer des RC Undine in Radolfzell? Fritz mit Strohhut und seinem Horn in der Hand. Diese Überraschung war ihm gelungen. Mit Wasser und Apfelschnitzen wurden wir von Fritz und Manni verköstigt. Nach 34 km und nachdem die Boote versorgt waren, ging es mit dem Zug zurück nach Überlingen. Im Weinhaus Renker klang dieser herrliche Tag in froher Runde aus.
Am dritten und letzten Tag ging es von Radolfzell nach Schaffhausen den Rhein abwärts. Wieder sollte es ein sehr heißer Tag werden. Doch bis wir endlich in die Boote steigen konnten, verging noch einige Zeit, da wir erst mal mit dem Zug wieder nach Radolfzell zu unseren Booten fahren mussten. Sonnencreme und Sonnenhut – die großen Themen!
Zunächst fuhren wir im Bogen um die Höri herum und hätten vielleicht die Kurve nicht zu eng nehmen sollen. Denn teilweise war der Wasserstand im Untersee bei Horn so niedrig, dass wir aufzusitzen drohten.
Wenn es eine Steigerung von malerisch gibt, dann findet sich diese in der Landschaft, an der wir ab Horn vorbeiglitten. Gaienhofen, Hemmenhofen, Diessenhofen, – einfach herrlich!
Eine wohlverdiente Pause legten wir im schönen Stein am Rhein unter einer riesigen Trauerweide ein. Einige bahnten sich im Schnelldurchlauf einen Weg durch die Menschenmassen in der Altstadt – wie gut, dass wir sonst auf dem Wasser unterwegs waren und dem Tourismus entfliehen konnten!
Auf der letzten Etappe nach Schaffhausen ließen wir uns oft treiben, was unseren schwindenden Kräften sehr entgegen kam. Die 37 km waren geschafft.
Erschöpft und erfüllt schmiedeten wir beim gemeinsamen Abendessen im Ostbad Pläne für das kommende Jahr.
2026 auf ein Neues! Schön war’s …
Gabriele Heidenreich