2018 – 32 Jahre Gemeinschaftswanderfahrten des Überlinger und Hildesheimer Ruder-Clubs
Main und Wein – Genussrudern in Mainfranken
Für das Freundschaftstreffen am langen Wochenende an Chr. Himmelfahrt vom 9. – 13. Mai organisierte Wolf-Henning Voß vom HRC nach acht Jahren wieder eine Wanderfahrt auf dem Main. Diesmal war es der Mittelmain von Schweinfurt nach Würzburg mit der erlebnisreichen Mainschleife. Damit außer Weinkultur auch Sehenswürdigkeiten nicht zu kurz kamen, wählte Wolf-Henning Würzburg als Standquartier.
Die Hildesheimer Ruderfreunde transportierten 3 gest. Vierer zum Schweinfurter RC-Franken und riggerten dort gleich auf. Den Bootshänger stellten sie für die Rückfahrt an der Würzburger RG Bayern ab. Dafür vielen Dank.
Die Überlinger hatten es bequemer und vergnügten sich währenddessen in Würzburg auf der bayrischen Landesgartenschau, einst Kartoffelfeld, Galgen- und Militärgelände. In naher Zukunft entsteht hier ein neues Stadtviertel.
Vor dem gemeinsamen Abendessen im Hotel und Restaurant „Franziskaner“ trafen sich einige Teilnehmer aus Nord und Süd zufällig auf der Alten Mainbrücke, Treffpunkt für Einheimische und Gäste. Kulinarisch fing es gut an mit deftigen fränkischen Gerichten, würzigen Frankenweinen und lokalen Bieren ganz nach einer Weisheit von Martin Luther: „Iss, was gar ist – trink, was klar ist – sprich, was wahr ist!“ Dazu passt noch „rudern, was machbar ist!“ Mit einem kurzen Gewitterschauer gab der lokale Wettergott seine Zustimmung.
Schweinfurt – Volkach: 29 km, 3 Schleusen
Nachts hatte es abgekühlt und der trübe Himmel kündigte mögliche Schauer an. Der Landdienst brachte uns mit zwei Kleinbussen nach Schweinfurt, wo Fahrtenleiter Wolf-Henning die Mannschaften einteilte und losschickte. Kurz darauf standen wir vor der Staustufe Schweinfurt mit den üblichen Wartezeiten. Danach folgten Straßen- und Eisenbahnbrücken entlang der Industriegebiete im Großraum Schweinfurt. Nach und nach umrahmten aber Weinberge das von blühenden Akazien gesäumte Flusstal, wo der Wind Duft und Blütenblätter durch die Luft wirbelte. Nach der Schleuse Garstadt legten wir für eine kurze Mittagspause an. Netterweise half uns der Landdienst der Aschaffenburger Wanderruderer, die ebenfalls mit drei Booten unterwegs waren, auch unsere Boote an Land zu legen. Als wir nach Wipfeld durch die besonders enge und kurze Bootsschleuse mussten, öffnete der Himmel seine Schleusen. Wegen eines Gewitters in der Nähe hätten wir danach gerne angelegt und gewartet, nur fehlte es an Möglichkeiten ohne Steine und Mauern an Land zu gelangen. Zum Glück zog das Gewitter ab. Mit dem Segen der nahen Kapelle „Maria im Weingarten“ erreichten wir sicher und wieder getrocknet den Steg eines Campingplatzes. Natürlich pilgerten wir anschließend auf den Kirchberg zur Wallfahrtskapelle und waren vom Riemenschneider-Schnitzwerk „Maria im Rosenkranz“ beeindruckt.
Zum Abendessen in Würzburg reservierte Wolf-Henning Tische für 18 Hungrige im urigen Wirtshaus „Lämmle“. Auf dem Weg zum Lokal flanierten einige Überlinger noch durch den berühmten, spätbarocken Hofgarten der Residenz, ein prachtvoller Park mit Laubengängen und Skulpturen. Über die regionalen Spezialitäten auf gut gefüllten Tellern und den freundlichen Service freuten sich alle. Außer Wein wird im Frankenland ebenfalls die Biertradition gepflegt, denn „Auch Wasser wird zum edlen Tropfen, mischt man es mit Malz und Hopfen!“
Volkach – Kitzingen: 25 km, 2 Schleusen
Bayrisch-blauer Himmel mit weißen Wolken erwartete uns am Freitagmorgen. Die Volkacher Mainschleife ist die größte Flussmäanderlandschaft in Bayern und wichtigstes Weinanbaugebiet Frankens. Durch eine schmale Sportbootschleuse gelangte ein Boot nach dem anderen wieder auf den naturbelassenen Flussabschnitt mit Buchten, Steininseln und Nebenarmen. Lastkähne passieren parallel dazu einen Kanal, der in Schwarzach wieder auf den Main trifft. Von den Ufern tönte der Ruf des Kuckucks herüber und Graureiher sowie andere Wasservögel brüten hier zuhauf. Einige wirbelnde Stromschnellen durchbrechen den behäbig dahingleitenden Fluss. Zwischen den Büschen kamen immer wieder Weinberge in Sicht. Auf sonnigen Hanglagen reifen neben bekannten Rebsorten auch junge Sorten wie „Domina“, das Feuer Frankens. Meist werden Frankenweine im originellen Bocksbeutel angeboten. Ein Weingut am anderen reiht sich um die „Weininsel“. Bald kamen die Doppeltürme des Münsters Schwarzach in Sicht. In der Abtei leben und wirken Benediktiner und beherbergen auch ruhesuchende Manager. Der wohl bekannteste Mönch des Klosters, Anselm Grün, ist Autor zahlreicher Bücher.
Nach der Schleuse Dettelbach waren es noch ca. anderthalb Ruderstunden zum Ziel. Manni Braun, der einst die Verbindung zu Hildesheim hergestellt hatte, antwortete auf die Frage „wie lange noch“ immer mit „nur noch zweieinhalb km“, was zum geflügelten Wort „Manni-Meter“ wurde. Am Ruderverein Kitzingen konnten wir die Boote über Nacht liegen lassen. Die angedachte nachmittägliche Weinprobe wurde zugunsten kultureller Bildung fallen gelassen.
Wegen des kürzeren Streckenabschnitts blieb nämlich bis zum Abendessen im „Alten Kranen“ am Mainufer noch Zeit einige Würzburger Highlights zu erkunden. Die fürstbischöfliche Residenz, UNESCO-Weltkulturerbe, mit imposantem Treppenhaus und Deckenfresko, dem Weißen Saal und Kaisersaal sowie dem glanzvollen Spiegelkabinett ist besonders sehenswert. Der Blick von der mächtigen Festung Marienberg über dem Main auf die Stadt lohnte den Aufstieg über Hunderte Treppen.
Danach war das Essen wieder ein Genuss. Auf der reichhaltigen Speisekarte fanden alle Teilnehmer etwas Passendes. Plutarchs Spruch „Der Wein ist unter den Getränken das Nützlichste, unter den Arzneien das Schmackhafteste, unter den Nahrungsmitteln das Angenehmste“, steht hier umgeändert an Wand: „Bier ist unter Getränken das Nützlichste … !“ Entsprechend gilt in Bayern – Franken gehört dazu! – Bier ist flüssiges Brot.
Kitzingen – Würzburg: 33 km, 4 Schleusen
Nach der kurzen Anfahrt nach Kitzingen ging es zur letzten, durch die vielen Schleusen allerdings sehr zeitaufwendigen Ruderetappe wobei die Schleusenwärter aber durchaus kooperativ waren. Die Sonne schien sommerlich warm, sodass bevorzugt die Schattenseiten der Schleusen angestrebt wurden. Vor unserer Mittagspause am RV-Ochsenfurt, der zwischen Pferdekoppel und Bullenweide liegt, passierten wir die Schleusen Kitzingen und Marktbreit. Einige Schleppverbände waren hier unterwegs, allesamt mit wenig Wellen im Vergleich zu den Sportbooten, die ungern ihre Motoren wegen Ruderbooten drosselten. Auch die Gäste einiger Ausflugsboote bestaunten die schmucken Weinorte und steilen Rebhänge entlang des Ufers. Danach folgten die Schleusen Goßmannsdorf und Randersacker. „Hineingebaut in Stein und Wein“, heißt es im bekannten Weinort Randersacker, den wir auf der Weiterfahrt vorbeiziehen ließen. Langsam näherten wir uns Würzburg, wo Bootsverkehr und Siedlungen zunahmen. Kurz vor den drei Würzburger Rudervereinen in einem Seitenarm erhaschten wir einen Blick auf die Festung Marienberg. Am Ziel, auf dem Gelände der RG-Bayern riggerten wir die Boote ab und beluden den Hildesheimer Hänger.
Den lauen Abschiedsabend verbrachten wir im Biergarten des Restaurants „Franziskaner“ bei fränkischer Küche oder frischem Spargel. Für Absacker war die Alte Mainbrücke wieder der richtige Ort, wo am Mittwoch alles begonnen hatte.
Nach dem Frühstück am Sonntag – bevor der Stadtmarathon begann – machten sich die Hildesheimer und Überlinger auf den Rückweg.
Herzlichen Dank an alle, besonders an Fahrtenleiter und hilfreichen Landdienst Wolf-Henning, ebenso an Jürgen vom ÜRC, der stets zur Stelle war und uns sicher chauffierte.
Ilse Wagner, ÜRC